World Mathematical Year 2000


In the "Declaration of Rio de Janeiro on Mathematics" of May 6, 1992, IMU has declared the year 2000 to be World Mathematical Year, WMY 2000. The Declaration of Rio de Janeiro sets three goals:
Whereas the IMU wishes to mark the turn of the century in a manner appropriate to the standard set by David Hilbert in 1900, the General Assembly directs the Executive Committee to set up a committee to report to the adhering bodies by September 1991 [on] how to accomplish [this so] that in 1994 the Assembly can discuss it and decide how to proceed.
A Server for the
World Mathematical Year 2000 has been established in Paris. This server reports about the progress in organizing the World Mathematical Year 2000. Moreover, it offers all newsletters published about WMY 2000.

Das Jahr 2000 wurde von der UNESCO zum Jahr der Mathematik erklärt

 

The aim of the 'World Mathematical Year' is, to make the scientific community aware of the part mathematics plays in other fields of knowledge but also to inform the general public about the role of mathematics in cultural, social and economic life.

Nach dem Jahr der Ozeane und dem Jahr der Älteren Generation wurde diesmal die Mathematik temporär mit zusätzlicher Medienpräsenz bedacht. Ich glaube es gibt ein sehr tiefliegendes Hindernis, das den Zugang zu den Fragen der modernen Mathematik versperrt. Die Art, wie Mathematiker an Probleme herangehen, und die Sprache mit der sie von diesen Problemen reden, ist für die meisten weit von ihrer verständlichen Alltagssprache entfernt. Um diese Barriere zu durchbrechen und für jedermann einen Weg zur Mathematik von heute zu finden, halte ich es für sinnvoll, nicht gleich die komplizierten Spezialprobleme aufzurollen, sondern einen Blick auf das Handwerkszeug zu werfen, mit dem der Mathematiker täglich arbeitet.

Die Mathematiker selbst können die modernen Entwicklungen nur verstehen, weil sie deren Grundprinzipien beherrschen, die sie auch erfolgreich zur Erklärung der alltäglichen Aufgaben verwenden. Es sind nur wenige Grundsätze, die die Mathematik tragen.

Was wir an der Oberfläche sehen, sind Phänomene. Wichtiger als diese äußere Schönheit ist das Unsichtbare dahinter: ein zartes, wunderbares Netzwerk, das diese Verzierungen zusammenhält und miteinander verknüpft.

Schließlich möchte ich betonen, daß die Mathematik eine menschliche, kreative Tätigkeit ist. Ebenso wie Kunst und Musik hat auch die Mathematik unser kulturelles Erbe wesentlich geprägt. Ich bin nicht sicher was den größten Einfluß auf dieses Erbe hatte. Was die Wissenschaft macht, ist ein Verlassen eingefahrener Gleise, ein Nachdenken über die Welt und unseren Platz in ihr.

Wissenschaftlich unwissend zu sein, ist gleich-bedeutend damit, in hohem Maße kulturlos zu sein.

Die Haupttugend kultureller Betätigung sei es in der Kunst, Musik, der Literatur oder der Wissenschaft, ist die Art, wie sie unser Leben bereichert. Durch sie erfahren wir Freude, Anregungen, Schönes, Geheimnisvolles, Abenteuerliches. Das einzige was die Mathematik tatsächlich von den anderen in dieser Aufzählung unterscheidet, ist, daß die Schwelle zu ihr ein wenig höher ist, bevor sich der Erfolg einstellt.
Die größte Rechtfertigung für vieles, was die Mathematiker tun, ist das persönliche Vergnügen, das wir an unserer Beschäftigung mit der Mathematik haben. Es ist eine überwältigende Freude, neue Zusammenhänge zu entdecken. Es liegen aufregende Erkenntnisse und erhabene Schönheit in beiden, in der Vielfalt der Erscheinungen und in der Einfachheit der grundlegenen Prinzipien.


Dipl.-Ing. Dr. Richard Mischak


Jagd auf Zahlen und Figuren - ein Rückblick


Die Geburtsstunde der Jagd war ein regnerischer Abend in England. Nach einem ereignisreichen Tag schauten mich nach dem Abendesen viele leuchtende Kinderaugen an und fragten: Und was machen wir jetzt ? Ich hatte keine Ahnung, und so versuchte ich Ihnen eine mathematische Aufgabe zu stellen und sie sollten diese im Team lösen.
Ich hatte einige Minuten Ruhe und war stolz den Kindern ein wenig den Glanz der Mathematik zu zeigen, aber morgen ist sicher alles wieder vergessen.

"Doch erstens kommt es anders, zweitens als man denkt ...."
Am nächsten Abend nach der Nachspeise kehrte Ruhe ein, und alle Augenpaare waren auf mich gerichtet. Was kommt heute? Als ich die jungen Gäste dann ins Bett schicken wollte, hörte ich nur ein '..could we have more tomorrow' und eigentlich war das die schönste Belohnung.

Kinder und Jugendliche wollen Dynamik, Gruppenarbeit und Spaß bei der Beschäftigung - so einfach es auch klingen mag. Wie übersetzte ich das in die 'staubige' Welt der Mathematik?

Als Arbeitstitel hatte ich schnell die Jagd auf Zahlen, und meine Hauptbeschäftigung war lange Zeit die Jagd auf Sponsoren. Unzählige Briefe wurden geschrieben, viele Telefonate geführt und oft hatte ich versucht meine Begeisterung auf den Leser/Zuhörer zu übertragen. Doch, ".Glauben Sie wirklich, mit Mathmatik die Jugend begeistern zu können" war noch eine der netten Antworten.

Ich weiß leider gar nicht ganz genau was es ist. Der Event ist mehr als eine Ausstellung, ein Workshop fast oder ein Atelier in dem gemeinsam an einem Projekt gearbeitet wird. Meine Absicht ist es vielmehr die Mathematik schmackhaft zu machen, und nicht, sie von Grund auf vor Ihnen aufzurollen. Es geht mir hier mehr um das Verständnis als um anwendbares Wissen.

Monatelang war ich verzweifelt - kein Geld, kein Platz, keine wirkliche Unterstützung. Doch zwei Ereignisse brachten mich zurück auf den Weg in die Projekt-Realisierung. Ein Gespräch mti Dr. Kurt Scholz, dem amtsfürhenden Präsidenten des Stadtschulrates für Wien, der mir seine gesamte 'moralische' Unterstützung anbot. Das zweite markante Ereignis war das Treffen mit Prof. Dr. Gerd Baron einem Kollegen aus gemeinsamer Assistentenzeit an der Technische Universtität Wien. Auch er fand an meiner Idee gefallen und noch wußten wir nicht wieviel Zeit beim Ausdenken der jährlichen Aufgaben verbraucht wird.

Wir sind heuer in Graz, Salzburg und Wien zu Gast. Ein Kurzbesuch im Louvain-la-Neuve ermöglichte mir erstmals über die Grenzen zu springen. Ganz habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, daß Frankreich oder Deutschland Interesse zeigen werden.

Um mit der Zeit zu gehen, bin ich natürlich jeden Monat mit einem Preisrätsel im Internet. Dieses Rätsel erfreut sich großer Beliebtheit und ich habe zwischen 100-150 Emails jeden Monat.

Die Aufgaben hängen an der Wand und jede Aufgabe ist mit einer Zahl versehen, die Lösung einer anderen Aufgabe ist. Die Teilnehmer können irgendwo anfangen und werden durch die richtigen Lösungen durch den gesamten Kreis geführt. Wir präsentieren zwei Kreise, einen für die Unterstufe und einen für die Oberstufe. Alle unsere Aufgaben sind ohne größeren Rechenaufwand zu lösen.

Diese Ausstellung sollte die Frage beantworten, ob es für den Durchschnittsschüler möglich ist, alle Vorbehalte gegenüber der Mathematik aufzugeben und phasenweise diese tiefe reiche Freude an der Mathematik zu empfinden.


Mathematische Spiele - spielerische Mathematik


Wo kann man Spiele sehen, die Wissenswertes über die Mathematik vermitteln und einfach zu verstehen sind? Bleiben nur Trivialspiele, bei denen man höchstens Wissensunwertes dazulernt, oder gibt es ein nachdrückiches Nein - zum Beispiel die Jagd auf Zahlen und Figuren!

Noch im 17.Jahrhundert erzeugten 'negative' Zahlen entschiedenen Widerstand bei den meisten Mathematikern. Descarte etwa prangerte negative Wurzeln als 'falsche Wurzel' an und auch Blaise Pascal war noch der Überzeugung, es könne keine Zahl keiner als Null geben! Leibniz, der zwar zugab, daß negative Zahlen zu absurden Schlußfolgerungen führen könnten, verteidigte sie als ein nützliches Hilfsmittel für die Durchführung von Rechnungen.

Auch in der Mathematik ist es nicht möglich zu entscheiden, welche Periode die wahrhaft 'größte' Epoche genannt werden soll, da jede neue Generation auf dem Werk ihrer Vorfahren aufbaut. Die Gegenwart ist von einem beispiellosen Maß an mathematischen Forschungstätigkeit geprägt. Ich möchte nur die wichtigsten kurz aufzählen:

Daß Oberflächen, wie zum Beispiel der Fußboden, nicht nur mit drei-, vier- und sechseckigen Brettern regelmäßig belegt werden können, zeigen schon die berühmten Graphiken vom M.C.Escher. Der Physiker Roger Penrose entwickelte daraufhin die theoretischen Grundlagen, die das 'Parkettieren der Ebene' zu einem Zweig der mathematischen Wissenschaft machten. Mit 'Fractiles' kan man diese Theorie ohne viel Wissenschaft ohne viel Theorie selber ausprobieren.. Diese Elemente lassen sich zu sehr phantasiereichen Mustern zusammensetzen und ergeben die nötigen Ideen zur kommenden Renovierung der Küche oder des Badezimmers! Das gleiche gilt auch für den dreidimensionalen Raum!

Geheimcodes sind ein anderes sehr aktuelles Kapitel der Mathematik. Heute dreht sich alles um die 'rasche' Faktorisierung großer Zahlen und die rechnerische Schwierigkeiten, die sich dabei ergeben können. Eine der sichersten Formen der Verschlüsselung von Nachrichten macht sich nämlich gerade die Schwierigkeit zunutze, sehr große Zahlen in faktoren zu erlegen. Die Geschichte, wie sich ein scheinbar nutzoser und esoterischer Bereich der reinen Mathematik zur Grundlage unserer heutigen, modernen Sicherehitssysteme mauserte, ist eine der interessantesten mathematischen Entwicklungen unseres Jahrhunderts. Geheime Codes zu verwenden ist nicht neu. Schon Julius Cäsar verschüsselte während des Gallischen Krieges die Botschaften an seine Generäle. Heute gibt es wirtschaftliche und politische Gründe um Nachrichten so zu schützen, daß sie nicht in falsche Hände gelangen.

In einem typischen 'Verschlüsselungssystem' vereinbaren Absender und Empfänger im voraus einen gehiemen Schlüssel, den sie dann zur Übermittlung ihrer Nachrichten benutzen. Solang der Schlüssel geheim gehalten wird, sollte das System - vorausgesetzt es ist gut - sicher sein. Ein Beispiel dafür ist das amerikanische System 'Data Encryption Standard (DES)', dessen Schlüssel eine Zahl sein muß, die in der binären Schreibweise 56 Bits benötigt. Warum muß der Schlüssel so eine große Zahl sein? Nun, niemand macht ein Geheimnis daraus wie das DES-Verfahren funktioniert. Alle Einzelheiten lassen sich in der Fachliteratur nachlesen. Theoretisch könnte der Feind also unseren Code knacken, indem er nacheinander alle Schlüssel ausprobiert - doch dies ist eine so enorme Anzahl, daß es eine praktische undürchführbare Aufgabe ist. Obwohl diese DES-Systeme heute weit verbreitete sind, haben sie doch einen offensichtlichen Nachteil. Bevor sie benutzt werden können, müssen sich die Parntner über den Schlüssel verständigen. Da der Schlüssel sicher nicht über das öffentliche Kommunikationsnetz mitgeteilt werden soll, müssen sich die Partner treffen, oder zumindest über einen vertrausenswürdigen Kurier verfügen, der die Schlüssel übermittelt. Das System eigent sich nicht für die Kommunikation zwischen Partnern, die sich nicht persönlich kennen. Insebsondere eignet es sich nicht für den Einsatz im internationalen Bank- oder Wirtschaftswesen, da es in diesem Bereich oft notwendig ist, vertrauliche Nachrichtn an unbekannte Personen im fremden Ländern zu schicken. Abhilfe dazu schafft ein völlig neuartiges System der Kodierung - public key encryptography - im Jahre 1975 erstmals vorgestellt. Hier wird nicht nur ein Schlüssel verwendet sondern zwei - einer zu Kodieren, der öffentlich bekannt ist, und ein anderer zum Dekodieren, der geheim ist. Das Verfahren, das von Ronald Rivest, Adi Shamir und Leonard Adleman vom MIT entwickelt wurde ist heute als RSA-Verfahren bekannt. Die Sicherheit beruht also gerade auf der ineffizienz der heutigen Methoden der Faktorisierung sehr großer Zahlen. Heute werden oft 100-stellige Primzahlen zur Erzeugung eines 200-stelligen öffentlichen Schlüssels verwendet.

Wie lange ist die Küste Großbritanniens ?

Diese Frage war der Gegenstand eines epochemachenden Artikels, der 1967 unter gleichem Titel in der Zeitschrift Science erschien. Der Verfasser war Benoit Mandelbrot, ein brillianter fanzösischer Mathematiker, der für IBM in New York arbeitete. Auf dem ersten Blick scheint auch diese Frage durchaus harmlos zu sein. War würde erwarten, daß sich eine einigermaßen genaue Antwort mit Hilfe einer Straßenkarte oder durch Anfertigung von Lutaufnahmen ermitteln läßt. Doch weit gefehlt ! - Es gibt keine richtige Antwort !!! Diese aufsehenerrende Schlußfolgerung hatte Mandelbrot aufgrund folgender Argumentation: Angenommen wir vermessen die Küste mit einem Flugzeug aus ca 10 000m Höhe. Aus dieser Höhe läßt sich eine Vielzahl kleiner Buchten und Vorsprünge nicht erkennen. Wir machen die gleiche Messung aus einem kleinen Flugzeug aus 500m Höhe - und es werden viele zusätzliche Detais sichtbar. Stellen wir uns nun vor, wir machen uns zu Fuß auf den Weg um die Küste mit einer Genauigkeit von 1m abzumessen. Unregelmäßigkeiten, die aus der Luft nicht sichtbar sind, führen uns zu einem noch weitaus besseren Ergebnis als die beiden ersten Messungen. Doch nun wiederholen wir die Messung mit einer Genauigkeit von 1cm ...... Schnell ist man beim Maßstab eines Kieselsteines, eines Sandkornes, eines Moleküls, und das Meßergebnis wächst ins Unendliche !!!

Doch was hat diese Küstenlinie nun mit der Mathematik zu tun? Da sie im wahrsten Sinn des Wortes eine Kurve darstellt, könnte man meinen sie ist eindimensional. Dies stimmt jedoch nicht. Obwohl jede einzelne nach obigem System konstruierte Approximation der Küstenlinie eindimensional ist, gilt dies für die Grenzkuve nicht. Anläßlich der unendlich vielen wechselnden Richtungen der Kurve ist es auch nicht länger gerechtfertigt von 'Richtung' zu sprechen - wir haben damit die Welt unserer bekannten Mathematik verlassen. Der 'Dimensionsbegriff' muß angepaßt werden und durch ein Merkmal der Selbstähnlichkeit definiert werden. Für die Küstenlinie erhalten wir etwa D=1,2618. Gebilde die eine gebrochene Dimension aufweisen wurden 1977 von Mandelbrot als Fraktale bezeichnet und die Wissenschaft, die sich damit befaßt wird als fraktale Geometrie bezeichnet.

Knoten sind für den durchschnittlichen Pfadfinder sehr bald kein Problem - doch auch hier hat sich ein völlig neuer Zweig der Mathematik erst 1984 ergeben. Die Knotentheorie ist ein Unterbereich der Topologie. Es werden im dreidimensionalen Raum 'Knoten' mathematisch betrachten. Ein Knoten ist nicht anderes als eine geschlossene Schlinge, die mittels einer Schnur, eines Seils oder eines beliebigen anderen Materials gebildet wird. Wie entscheide ich also ob zwei Knoten wirklich verschieden sind? Wie entscheide ich überhaupt ob das Kabel des Rasenmähers nur verheddert ist - oder wirklich verknotet? Zauberkünstler machen von diesen beeindruckenden 'scheinbaren Knoten' ausgiebig Gebrauch. Am Anfang unseres Jahrhunderts wurden die Primknoten untersucht und sie wurden nach ihrer Kreuzungszahl klassifiziert. Da diese Kreuzungszahl eine Knoteninvariante ist, kann sie zur Untersuchung nichtäquivalenter Knoten herangezogen werden - doch leider können Knoten die nicht äquivalent sind die gleiche Kreuzungszahl haben. 1960 erzielte John Horton Conway eine neue und effektive Notation für Knoten. Doch bald stellt sich auch heraus, da jedem Knoten eine (unendliche) Knotengruppe zugeordnet werden kann. Angesichts der schweren mathematischen Geschütze die notwendig geworden sind, fragt sich der Leser, ob es denn nicht eine einfache Methode gibt Knoten zu unterscheiden. Die 1928 von J.W. Alexander gefunden wurden- Alexander-Knoten-Polynome - waren ein ersten Schritt, jene von 1984 erweiterte Knoten-Polynom-Darstellung half weiter, doch noch immer ist es nicht möglich mit Polynomen zwischen allen nicht äquivalenten Knoten zu unterscheiden.

Kurz möchte ich noch die Katastrophentheorie (=angewandet Theorie der Mannifaltigkeiten) erwähen. Die meisten Topologen würden diese Theorie der Mannigfaltigkeiten als die zentrale Triebkraft ihrer Disziplin betrachten. Obwohl die Topologie ein überaus leicht zu beschreiben ist, ist es ein schwieriges Teilgebiet der Mathematik. Intuitiv kann man sich die topologische Abbildung als eine stetige Deformation vorstellen, bei der das Objekt gebogen, gedehnt, zusammendegrückt oder verdreht wird oder aber eine Kombination solcher Verformungen. Man geht davon aus, daß das deformierte Objekt vollständig elastisch ist und beliebig viele solcher Verformungen unbschadet überstehen. Die obige Beschreibung mit Dehnen, Biegen und Drücken muß unvollständig sein, da die Topologie sich auch mit drei-, vier- und fünfdimensionalen Objekten beschäftigt. Viel Verwirrung verursacht auch hier der Begriff der Dimension. Die Oberfläche einer Kugel ist eine zweidimensionale Fläche - sie läßt sich allerdings nur in einem dreidimensionalen Raum darstellen.

Doch was wurde noch Anfang dieses Jahrhunderts über die Mathematik gesagt? G.H. Hardy schrieb 1940

... die Stukturen des Mathematikers müssen wie jene des Malers oder des Dichters schön sein; die Gedanken müssen sich wie die Farben oder die Worte harmonisch zusammenfügen. Schönheit ist der erste Prüfstein; eine häßliche Mathematik kann in der Welt nicht bestehen. Es mag sehr schwierig sein, mathematische Schönheit zu definieren, doch trifft dies für Schönheit jeder Art zu - wir wissen vielleicht nicht genau was wir unter einem schönen Gedicht verstehen, doch hindert uns dies nicht, es als solches zu erkennen, wenn wir es lesen.

Dr. Richard Mischak


Anachronismen in der Mathematik - Rechenschieber (oder Rechenstab)

Der Rechenschieber, das sind zwei unerhört scharfsinnig verflochtene Systeme von Zahlen und Strichen; der Rechenschieber, das sind zwei weiß lackierte, ineinander gleitende Stäbchen von flach trapezförmigen Querschnitt, mit dessen Hilfe man die verwickeltsten Aufgaben im Nu lösen kann, ohne einen Gedanken nutzlos zu verlieren; der Rechenschieber, das ist ein Symbol, das man in der Brusttasche trägt und als einen harten weißen Strich über dem Herzen fühlt.
Der Mann ohne Eigenschaften, Robert Musil


Der Schotte John Napier (1550-1617) gilt als der Vater der Logarithmen. Nach fast zwanzigjähriger Arbeit publizierte er im Jahre 1614 als erster eine Logarithmentafel (7-stellig). Der unabhängig daran arbeitende Schweizer Jost Bürgi verzögerte seine Herausgabe bis 1620.

Etwas vergröbert lassen sich die Logarithmen Napiers als System mit einer Basis 1/e ansehen, und die Bürgis als ein System mit einer Basis e. Nach Diskussionen mit H.Briggs traf John Napier die Festlegung der Zahl 10 den Logarithmus 1 zuzuordnen und die Zahlen mit den Logarithmen wachsen zu lassen. Tabellen dieser 'Brigg'schen Logarithmen' setzten sich schnell durch und sie wurden 1617 unter dem Titel Logarithmorum chilias prima veröffentlicht.

Doch sein Landsmann Edmund Gunter hatte als erster die Idee, Brigg's Logarithmen graphisch darzustellen, indem er sie auf einer langen Holzschiene aufzeichnete. Dieser Stab, versehen mit einer logarithmischen und trigonometrischen Skala, diente astronomischen, ballistischen und navigatorischen Berechnungen. Bis Ende des letzten Jahrhunderts wurde dieser Stab in der Schiffahrt verwendet.

Es war der Engländer William Oughtred, der den Rechenschieber erfand. Um das Jahr 1630 modifizierte er den Stab Gunters derart, daß die von ihm eingeführten Skalen je an der Kante zweier Stäbe aufgetragen waren, die gegeneinander verschiebbar den ersten wirklichen Rechenschieber darstellen.

Doch bereits Oughtred erkannte, daß die Skalen auch kreisförmig angeordnet werden könnten und legte seine Erfindung in beiden Formen vor. Der Rechenschieber mit seinem zweiteiligen Körper und einer dazwischen laufenden Zunge blieb bis zum Ende seiner Ära - ca 1975- die vorherrschende Form.

Die Genauigkeit eines Rechenschiebers ist natürlich eine Funktion seiner Skalenlänge. Die interessanteste Variante bietet die Form des Rechenzylinders, bei dem die Skala in Form einer Schraublinie mit kleinem Steigungswinkel angebracht ist, was auch bei sehr kleinen Zylinder-abmessungen eine große Skalenlänge ermöglicht.



Die Multiplikation 2*4 auf einem Rechenschieber