Wann
lernt der Mensch das Messen? Er kann nur dann Überleben, wenn er die
Wassertiefe eines Flusses, die Höhe eines Felsens und die Entfernung
zur Beute richtig einschätzen kann. Lange Zeit hatte er keinen Bedarf
sich über Begriffe wie Länge, Zeit, Gewicht und Volumen zu verständigen.
Definierte Maß- und Gewichtseinheiten wurden erst unerläßlich,
als der Mensch zu tauschen und handeln begann.
Was lag näher, als den Maßstab zu benutzen den man
immer bei sich trug: das Maß des eigenen Körpers ?
Eine Daumenbreite, die Elle, der Schritt, das waren allgemein verständliche
Längenmaße. Von den holländischen Kolonisten stammt die Gewichtseinheit
"Karat" für Gold- und Edelsteine. Ein Karat entsprach dem Gewicht
eines Samenkornes des Johannisbrotbaumes.
König Heinrich I. von England benutzte auch seine eigenen Körpermaße. Die Entfernung zwischen seiner Nasenspitze und dem Daumennagel bei ausgestrecktem rechten Arm 'exakt' vermessen ergab das Yard.
In Deutschland war die Verwirrung wohl am größten. Hier hatte fast jede Stadt, jede Grafschaft, jeder Marktflecken seine eigenen Maße und Gewichte. "Das rechte Maß" wurde im Rathaus aufbewahrt und diente zur Schlichtung von Streitereien vor Gericht.
Eigenbrötelei und die Kleinheit der Staaten wurden für den grenzüberschreitenden Handel wohl zum größten Hindernis. Eine Reform des Meßwesens war schon längst überfällig, als Ende des 18.Jahrhunderts die Französische Revolution ausbrach. Jetzt wurde mit den Relikten der Monarchie gründlich aufgeräumt.
Im Jahre 1790 beauftragte Talleyrand die Französische Akademie der Wissenschaften mit der Ausarbeitung eines neuen, weltweit anwendbaren Maßsystems. Der zehnmillionste Teil des Abstandes zwischen Nordpol und dem Äquator sollte die Grundeinheit des neuen Maßsystems sein und die Bezeichnung 'Meter' erhalten.
1799 präsentierte eine internationale Kommission von Experten das Urmeter. Seit diesem Tag wird das Urmaß in Paris aufbewahrt und streng bewacht unter dem Landschloß von Breteuil.
Doch die Einführung lies noch lange auf sich warten. Als erstes Land stellten die Niederlande 1816 um, es folgten Panama und Chile. Deutschland wechselte erst 1872, Rußland 1919 und Japan noch fünf Jahre später. Ägypten und Indien erst nach dem zweiten Weltkrieg.
Doch auch das Meter wurde neudefiniert: Heute ist es
die Länge der Strecke, die Licht im Vakuum während der Dauer von
1/299 792 458 Sekunden durchläuft !
Im
Jahre 1773 entdeckte der deutsche Dramatiker Gotthold Ephraim Lessing ein
Manuskript, das ein Gedicht enthielt. 22 Verse, die angeblich der griechische
Mathematiker Archimedes von Syrakus 250 v.Chr. geschrieben und an Eratosthenes
von Kyrene, den Vorsteher der Bibliothek von Alexandria und 'Namensgeber'
des Primzahlsiebs, gesandt hatte.
Die Rinderherde des Helios besteht aus
weißen (W), braunen (B), schwarzen (S) und gefleckten (G) Stieren und
aus
weißen (w), braunen (b), schwarzen (s) und gefleckten (g) Kühen
Die Anzahl der Tiere wird durch sieben leicht zu erfüllende
Bedingungen (siehe nächste Seite) und zwei schwierige
W+S eine Quadratzahl und
B+G eine Dreieckszahl der Form m*(m+1)/2
festgelegt.
Im Jahre 1830 löste der deutsche Mathematiker J.F.Wurm
das Rätsel unter Mißachtung der Forderung, daß W+S eine Quadratzahl
sein soll.
Im Jahre 1880 nahm der deutsche Mathematiker A.Amthor auch diese Hürde
und er fand heraus, daß die Größe der Herde eine Zahl mit
206 545(!) Stellen ist.
1981 veröffentlichte man erstmals die vollständige Lösung!
Mit Sicherheit konnte Archimedes dieses Rätsel nicht lösen;
dafür ist die Lösung einfach zu groß; aber wußte Archimedes,
daß es eine Lösung gab? Er war sicher klug genug eine Gleichung
aufzustellen, aber er hat kaum gewußt, ob eine solche Gleichung immer
eine Lösung hat.
Es besteht kein Zweifel: Die platonischen Körper sehen edel aus. Wie man
sie auch dreht und wendet, sie bieten einem in vielen Lagen denselben Anblick.
Diese kompromißlose Regelmäßigkeit hat viele Menschen seit jeher fasziniert. Vor allem für die Menschen der Antike waren mathematische Einfachheit und Schönheit fast dasselbe. Die Welt im Ganzen war in Ihrer Vorstellung geordnet. Sie hatten dasselbe Wort für "Schmuck", "Ordnung" und "Weltall": Kosmos.
Aber je strenger die Forderungen an die Ebenmäßigkeit, desto weniger Gebilde gibt es, die sie erfüllen. Wer darauf bedacht ist, daß ein räumlicher Körper von ebenen Flächen begrenzt sein soll, deren Seiten und Winkel sämtlich gleich sind, und daß sich in jeder Ecke gleich viele Flächen auf dieselbe Weise treffen, der hat nur die Auswahl unter fünf Körpern - der griechische Philosoph Platon verherrlichte sie.
Tetraeder mit vier gleichseitigen Dreiecken, je drei um jede Ecke |
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Würfel (Hexaeder) mit sechs Quadraten je drei um eine Ecke |
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Oktaeder mit acht Dreiecken je vier um eine Ecke |
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(Pentagon-)Dodekaeder mit zwölf Fünfecken je drei um eine Ecke |
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Ikosaeder mit zwanzig Dreiecken je fünf um eine Ecke |
Wenn man die Forderungen der Regelmäßigkeit ein wenig lockert, wenn
man zwei verschiedene Sorten von Seitenflächen erlaubt oder nicht unbedingt
gleich viele Flächen um jeden Eckpunkt verlangt, dann kommt eine erstaunliche
Vielfalt an halbregelmäßigen Körpern zustande. Einige
von Ihnen heißen Archimedische Körper.